Der SchreiNichts ist wie es scheint

Ganz langsam zieht das Altwerden in meinen Körper, mein Leben und verändert meine Gewohnheiten, Ansichten und gar Wünsche. Es ist da noch zu berücksichtigen, dass ich niemals dachte, dass ich alt, so alt schon gar nicht werden würde. Noch weniger glaubte ich früher, dass es Momente, Gefühle und Menschen geben wird, die ich wirklich schätze, mag und glücklich bin wenn ich diese Augenblicke erleben darf. In meinem Werdegang sicher keine Selbstverständlichkeit.

Ja Heute hat vieles ein anderes Gesicht, andere Ansicht bekommen. Nichts, ja in Wirklichkeit rein gar nichts habe ich vergessen. Nur die Betrachtungsweise hat sich in vielen Bereichen sehr verändert. Oft sitze ich nun da – schaue in nicht vorhandene Ferne – in eine unermessliche Weite. All die Etappen meines Lebens laufen da wie Kurzvideos ab, mit dem kleinen Unterschied das ich mitten im Film integriert bin.

Aber es entstand trotzdem eine gewisse Distanzierung  und inzwischen habe ich gelernt, vieles zu verstehen und zu begreifen. Vieles zu vergeben und zu akzeptieren wie es für mich war, für andere schien und vielleicht wie es in Wirklichkeit geschehen ist. Das brauchte sehr viel Zeit, Arbeit an mir selbst. Und es wird nie vorbei sein.

Noch immer sehe ich mich, als wäre ich Betrachter von Aussen, was geschah. Ja so als wäre ich damals Zuschauer gewesen und nicht die Person wo ich nun zusehe was mit Ihr gemacht wurde, was es auslöste und irgendwie skurril das was ich da sehe, sind dann nicht meine Tränen, nicht meine Schreie. Und alles hat zu einer Art Schizophrenie geführt. 

Beinahe unerträglich dann zu wissen, dass vieles vielleicht gar nicht stattgefunden hat, gar nie so war sondern nur Bilder um das was man fühlt zu schildern – eine Art grauenhafter Wahn. Mal stärker, mal schwächer war ich gefangen in einer Welt die nur für mich existierte. Eine Welt die ich mir geschaffen habe um mit Erlebnissen, Traumen fertig zu werden ohne bewusst zu handeln. Ein Ablauf den man nicht unterschätzen darf. So sah ich mir zu wie ich beerdigt wurde, des Öfteren, so stark war mein Wunsch von dieser Erde zu gehen. Dann bekam ich aber zum Beispiel auch Symptome von Krankheiten die ich gar nicht hatte. Als hätte ich nicht schon genug Schmerzen. Und dies wurde eine Zeitlang so stark, dass ich zu Boden ging, mich aufs sterben vorbereitete. 

Der krasse Hohn – wegen etwas das ich nicht hatte! Noch mehr krass, dass ich schon wirklich dem Sensenmann die Hand gegeben hatte und dies nicht nur einmal. Ich hatte schon wirklich deftige Verletzungen, versuchte mich selbst von dieser Erde zu befördern – all dies überlebte ich. Nur da als ich in Wirklichkeit nichts hatte, dachte ich muss sterben.

Ja mein Leben hat mich vieles gelernt – eines davon ganz sicher ist, nicht was Wirklichkeit ist, zählt für die betroffene Person, sondern was Sie glaubt das Wirklichkeit ist und dies ist ein Riesenunterschied.

Nichts ist wie es ist – nichts wie es scheint – und doch ist alles was Du siehst, empfindest und spürst für Dich relevant. Kurz der Mensch lebt in einem nicht existierenden Zustand wo man bis zur völligen Zerstörung hinterfragen könnte. Nur dies grenzt an Selbstmord. Lasst es – nehmt es an – dass leben so vieles heissen kann und nur der Mensch als einziges Lebewesen alles hinterfragt.

Dies war nur eine Stufe einer sehr langen Treppe die mich immer mehr zu mir selbst führen sollte.

Doch dieses Schritte brauchen Zeit – teilweise viel. Und so wurde ich halt einfach älter und von mir aus, man nenne es reifer. Wobei auch dieses Wort für mich keinen guten Geschmack hat. Denn was gibt es ehrlicheres als Kinder und Tiere? Und die reifen nicht – sie leben. Und es gibt Momente, die ich erleben durfte. Die waren jenseits von jeglicher Vernunft, Reife und dem was man doch so macht im Leben – und es waren solche Momente die mir aber die Kraft zu geben das zu leben, was man zu leben hat – zu funktionieren hat und all die unsinnige Beschreibungen zu erfüllen was man als Mensch sein soll.

Völlig absurd – damit lernt man nur eines, dass man nicht mehr lebt und immer vermissen wird. Es gibt unbeschreibliche Momente, vielleicht Sekunden, Minuten oder etwas mehr – nicht zu beschreiben – sonst würden wir die glatt kaputt definieren – Momente die Dich aus all dem heraus holen für eine gewisse Zeit und erfüllen, Grenzen fliessend machen und unfassbar sind. 

Nur diese zuzulassen – davor haben die Menschen Angst – Tiere nicht. Also zu menschlich gefällt mir gar nicht. Und dann halt lieber ein altes Kind – alt geworden aber Kind im Innern – nie fertig zu entdecken, zu leben und einfach nur zu sein

Beitragsbild von Engin Akyurt auf Pixabay

Lebt und lebt – fühlt – es ist das einzige das Euch gehört und wenn es nur für den Augenblick ist.

Von admin

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