Er schaute mir in die Augen, sein Antlitz wirkte verspannt, beinahe verzerrt und peitschte meine innere Unruhe nur noch mehr auf. In der hintersten Ecke des grossen Raumes, des ehemaligen gemeinsamen Wohnzimmers, sass ich und starrte in diese verdammte Leere. Unerträglich und nicht zu beschreiben.
Verdammte Hölle auf Erden – warum in mir – warum verdammt!
Gott habe endlich erbarmen und lösche mich aus – ich ertrag es nicht mehr – immer und immer wieder. Mein Körper begann zu zittern, wie damals vor vielen Jahren, als mich die inneren Schmerzen zum Schreien brachten, ich diese Schmerzen in mir drin versuchte mit körperlicher Pein zu übertönen. Meine Hände bluteten damals, weil ich immer wieder Anfall mässig in die Wände, die Möbel schlug und die Knöchel längst aufgeplatzt waren. Ich riss mir büschelweise Haare aus. Damals knapp 17 Jahre schrie ich sie an, die Menschen die „helfen“ wollten – geht – um Himmels Willen lasst mich alleine. Voller Panik, weil ich Angst davor hatte das mich diese Pein in den Wahnsinn treibt und ich alles um mich herum zerfetze – wie es der Schmerz in mir drin tat.
Ja selbst jetzt, Jahre – viele Jahre danach, muss ich beim schreiben noch Pause machen, muss durchatmen und dagegen kämpfen – das dies nicht wieder in mir hochkommt, das Gefühl das keines mehr ist.
Es waren wohl rund 20 Jahre später, als ich in diesem leeren Raum kauerte, voller Horror, dem Wahnsinn nahe und nicht mehr in der Lage zu reden. Fredy schaute mich an, dieser durchgeknallte, verdammte Kokainjunkie. Freund und Dreck zugleich. Nur eines hatte er, einen Instinkt wie in die meisten längst nicht mehr haben. Nur wenige Menschen der Strasse vielleicht noch, weil Sie überleben müssen. Er spürte es oder ahnte es zumindest – „Weg – alle raus hier – einfach weg – geht von ihm weg!“ hörte ich Ihn die anderen anweisen, während er selbst sich entfernte. Zum Glück – sonst hätte er wohl kurze Zeit später nicht mehr gelebt.
Wie damals bevor ich 17 Jahre alt war, begann der Schmerz meinen Verstand zu verdrängen. Es begann mich zu zerreissen und mich in höllischen Qualen zu verändern. So als wäre es mir klar nur der Tod kann solche Pein beenden.
Damals als Jüngling, versuchte ich einen Tag nach diesem „Anfall“ mir das Leben zu nehmen. Es war kein halbherziger Versuch, sondern es misslang, weil ich irgendjemandem noch sagen wollte warum …. schon beinahe weg und bereits mit den ersten Krämpfen meines Körpers.
Doch irgendjemand – wohl „ER“ stand da mir plötzlich im Tunnel, viel eher am Ende des Tunnels in den Weg. Fast hätte ich es geschafft und meine Ruhe gefunden. Aber es sollte nicht sein.
Es vergingen Tage, bis ich wieder zu mir kam …. und dabei wollte ich doch gar nicht.
Nun einiges älter, einige Narben reicher und durch unzählige Kämpfe sowohl körperlicher, wie psychischer Art, noch undefinierbarer geworden, sass ich in diesem Raum, in diesem Haus und die Hölle tat sich wieder auf.
Oh ja ich wusste was es ausgelöst hatte und ich war der absoluten Überzeugung dafür musste ich Sie so zerreissen wie Sie es mit meiner Psyche getan hatten. Ein Riesenzwiespalt – eine unsagbare Kluft in mir drin. Schwarz und weiss – gut und bös – Himmel und Hölle – nur keiner konnte wissen was gewinnt.
Darum schrie ich Sie an – verschwindet verdammt, obwohl ich Sie alle eigentlich zerfetzen wollte. Mit meinen eigenen Händen – dazu brauchte ich weiss Gott nichts. Welchen Schmerz sollte ich denn in diesem Zustand schon spüren?! Mit aller Kraft versuchte ich diese Wellen gegen mich selbst, statt nach draussen zu richten. Ich musste mich abstellen, bevor ich die Kontrolle über mich selbst verlor. Das Herz begann zu rasen, der Kreislauf spielte verrückt und die Realität schien sich in Emotionen aufzulösen.
So bekam ich es nicht mit, dass die Leute geflohen waren und ich schlussendlich zusammenbrach. Als ich wieder zu mir kam, lag ich in einem Bett im Krankenhaus. Alles in mir, auch um mich herum war einfach nur noch leer.
Mein Körper war zusammengebrochen, meine Muskeln versagten, zum Glück. Nur damit wusste ich auch, es war nicht vorbei für mich, es würde wieder kommen. Nur das nächste Mal würde ich es wohl kaum mehr überleben. Im schlimmsten Fall auch nicht Personen die dann nicht einfach weg gehen – der einzige Weg – wirklich der einzige, dass möglichst nichts passiert. Denn genau in diesen Momenten durfte man mich um Himmels Willen nicht noch bedrängen und absolut gar nie anfassen. Doch das steht mir nicht auf die Stirn geschrieben….
Ich musste einen Weg finden, dass diese Situation möglichst vermieden werden konnte. Und der Schlüssel dazu: Liebe nicht – den die Gefühle sind das einzige wo mich so verletzen kann, dass dies passiert.
Viele Jahre habe ich gebraucht um dieses Tier etwas zu bändigen, diese Bestie die aus diesem Schmerz erwacht und alles zerreissen will was solche Schmerzen macht.
Nur niemals jemandem zu vertrauen, nicht einmal Dir selbst ist nicht gerade ein entspanntes Leben. Schon gar nicht unter so oberflächlichen Menschen die keine wahren Werte mehr kennen, leben und mit Gefühlen umgehen, als wäre es Dreck. Unwissend, wer vor Ihnen steht. Ein Wesen, dass dies alles spürt und eines Tages froh sein wird, dies nicht mehr empfinden zu müssen und Ruhe zu finden.
Bis dahin lächle ich, erfreue mich an den kleinen Engeln und den Lebewesen, die so etwas nicht tun…..
Der Hohn an dieser Geschichte? Ich frage mich wirklich manchmal ernsthaft, ob es nicht viel schlimmer ist in Wirklichkeit so gar nichts zu empfinden, wie diese ach so lieben Menschen….