Niemand hörte diesen unglaublichen Schrei. Grausames Elend schien die Luft zum Einfrieren zwingen zu wollen. Die ganze Situation wirkte so unwirklich.
Entsetzt sah der Neuling im Ort dem Jüngling in sein Antlitz. Es war als würde man ihm die Erde unter den Füssen wegziehen und doch war die ganze Atmosphäre erfüllt von diesem unhörbaren Schrei – diesem unglaublichen Schmerz – wenn auch nicht greifbar – so entsetzlich und selbst die Sonne schien hier nichts mehr zu wärmen.
Der Junge blieb stumm, keine Träne sah man in seinem so jungen Gesicht. Nein im Gegenteil. Es schien eher als würde er lächeln – ein Lächeln das aber wie eine Peitsche jeden beschuldigte an diesem Schmerzen Schuld zu tragen, dem Schmerz der regelrecht aus diesen Augen dich anklagten – jeden und alles anklagten.
Ein erschreckendes Lächeln das sagte, oh ja ich weiss, auch Du…. Anklagend, oder gar schon hassend? Verbittert und was war da noch. Ja die Ablehnung die den klaren Ansatz wiedergab, fass mich nicht an.
Am meisten schockierte aber wohl der Umstand, da war keine Angst – auch keine Resignation. Irgendein unerklärlicher Widerspruch war in diesen Augen – wie sollte man dies nur deuten?!
Oh Himmel was muss da geschehen sein das dieses Kind, vielleicht gerade mal neun oder zehn Jahre alt dasass und diese Ablehnung, gepaart mit unbeschreiblicher Verletztheit ohne aber nach Schutz zu suchen – eher das Gegenteil………..
Der Neuling, erst wenige Tage in dem Ort und neuer Lehrer in der Primarschule, ertrug es nicht. Wohl das erste Mal fühlte er sich hilflos, verstand er nichts mehr und fühlte sich gepeinigt von dem Anblick dieses Jungen. Ja er ging – lies das Kind alleine zurück. Ohne zu wissen warum aber unfähig etwas anderes zu tun – den hier hatte sich ihm eine Welt aufgetan die er nicht begriff – nicht begreifen konnte. Trotzdem fühlte er sich wie ein Verräter als er sich davonschlich – wohl bewusst niemals wird er diese Szene in seinem Leben wieder vergessen.
Wie sollte der neue Primarlehrer im Ort wissen, dass er genau diesen Jungen in seiner Klasse wiederfinden wird. Wie sollte er erahnen, dass noch viele Szenen kommen würden, die jede einzelne an seine Belastungsgrenze gehen würde und dazu führen, dass er nach einem Jahr seine Stelle in diesem Ort aufgeben wird.
Ja mein zukünftiger Lehrer „lernte“ mich so schon vor der ersten Schulstunde kennen. Nicht wirklich aber mindestens hatte er mich ja mal gesehen.